Refokus-Vergleich: Lytro vs. Nokia

Nokia’s Refocus App kam vor etwa einem Monat auf eine Reihe von PureView Lumia-Geräte. Im Gegensatz zur Lichtfeld-Technologie, die in der Lytro Lichtfeld-Kamera zum Einsatz kommt, baut Nokia’s Lösung rein auf Software und nutzt ein herkömmliches Digicam-Modul und mehrere Aufnahmen, um einen Refokus-Effekt zu erzeugen.
Aber wie gut sind die Ergebnisse der beiden Systeme?

Refokus-Vergleich: Lytro vs. Nokia

Diese Frage wollte CNET Australien mit einer “Refokus-Challenge” beantworten, und zeigt Refokus-Bilder der selben Motive/Szenen, aufgenommen mit einer Lytro Kamera und einem Nokia Lumia 1520.
Hier sehen wir uns die Schlussfolgerungen der Autorin an, und fügen unsere eigenen Eindrücke aus dem Bildvergleich hinzu:

Bildvergleich 1

Nokia Refocus:

 

Lytro:
http://pictures.lytro.com/lexy/pictures/753247

Bildaufnahme

  • Aufnahmezeit: Nokia’s Refocus App speichert mehrere individuelle Aufnahmen. Das Erstellen eines Refocus-Bildes ist also nicht so augenblicklich wie mit der Lytro-Kamera. Das bedingt natürlich auch, dass das Nokia-Smartphone während der Aufnahme so ruhig wie möglich gehalten werden sollte, und sich möglichst nichts/niemand im Bild bewegen sollte.
  • Belichtung: Eines der Features, die wir uns in der nahen Zukunft am meisten wünschen, ist einfache Bildbearbeitung (z.B. Farb- und Belichtungskorrektur). Bis jetzt bietet keines der beiden Systeme so eine Korrekturmöglichkeit. Lytro ist allerdings einen Schritt voraus, und ermöglicht bereits bei der Aufnahme einige manuelle Einstellungsmöglichkeiten (AE Sperre, Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeitand). Bei Nokia ist man vorerst noch auf grundlegendes Point and Shoot beschränkt.

Refokus-Erlebnis und Interaktion

  • Refokus-Punkte: Nokia ermöglicht maximal 8 Refokus-Punkte, die bereits bei der Aufnahme festgelegt werden. Im Vergleich dazu bietet Lytro’s Lichtfeld-Technologie eine theoretisch unbegrenzte Anzahl an Refokus-Ebenen.
  • Refokus-Effekt: Kleine Kameras zeichnen sich normalerweise durch sehr hohe Schärfentiefe aus, d.h. dass ein großer Bereich um den eingestellten Fokusbereich noch scharf erscheint. Dieser Effekt macht sich auch in den Nokia-Bildern bemerkbar: Es gibt nur 2 bis 3 wirklich unterschiedilche Ebenen, auf die fokussiert werden kann. Lytro’s größeres f/2 Objektiv erzeugt eine viel kleinere Schärfentiefe, und ermöglicht so feinere Abstufungen beim Refokusieren.
  • Perspectivänderung und 3D: Lytro hat noch ein weiteres Ass im Ärmel. Zusätzliche Lichtfeld-Features wie Perspektivänderung und 3D-Anzeige. Nokia Refocus beschränkt sich auf interaktiven Refokus.

Bildqualität

  • Bildformat: Wie oben zu sehen ist, sind Lytro-Bilder quadratisch, während das Lumia 1520 Bilder im üblicheren 16:9 Bildseitenverhältnis aufnimmt.
  • Auflösung: Nokia-Bilder werden in ein interaktives 5-Megapixel-Bild verrechnet, und mit 1280×720 Pixeln Auflösung hochgeladen. Durch die völlig andere Aufnahmetechnik können die 12 Megarays Raw-Auflösung der Lytro-Kamera nicht direkt damit verglichen werden. Ausgewertete Bilder haben aber eine Auflösung von 1080×1080 Pixeln, und werden in komprimierter Form mit 520×520 Pixeln ins Web hochgeladen.

    Zum Vergleich haben wir je eine Fokus-Ebene der Web-Uploads bei voller Auflösung extrahiert:

    Refokus-Vergleich: Lytro vs. Nokia - vollauflösendes Einzelbild aus einem Nokia Web-Upload. Refokus-Vergleich: Lytro vs. Nokia - vollauflösendes Einzelbild aus einem Lytro Web-Upload.
  • Farbwiedergabe: In den beiden direkt vergleichbaren Beispielen hat das Nokia Lumia 1520 klar die Nase vorn: Die Lumia-Bilder sehen generell besser aus und bieten hervorragenden Kontrast und realistische Farben, während Lytro-Bilder manchmal ausgewaschen aussehen können (besonders bei hellem, bewölktem Himmel).
  • Schärfe: Auch in Sachen Schärfe geht der erste Preis an Nokia: Wie schon bei der Farbwiedergabe ist die Bildschärfe sehr gut. Die Schärfe der gezeigten Lytro-Bilder ist im Gegensatz dazu eher in der Kategorie Einsteiger-Smartphonekameras angesiedelt.
  • Bewegliche Objekte/Menschen: Durch ihren globalen Shutter friert die Lytro-Kamera bei der Aufnahme alles in Raum und Zeit ein. Nokia’s Lösung braucht etwas länger für die Aufnahme, was in veränderlichen Situationen (z.B. fahrende Autos oder gehende Fußgänger) zu Bildveränderungen beim späteren Refokussieren führen kann.

Filter, Export und Upload

  • Interaktive Filter: In der aktuellen App-Version ermöglicht Nokia’s Refocus-App den Upload refokussierbarer Bilder in voller Farbe, oder als Schwarz-Weiß-Bild mit selektiv auswählbaren Farben (Colour Pop Modus).
    Lytro bietet dagegen eine ganze Reihe von Bildfiltern, die sich nicht nur auf Farben, sondern auch auf die Geometrie und Struktur von Bildelementen auswirken kann.
  • Export: Mit der Lytro-Software können Bilder in beliebigen Kombinationen von gesetztem Fokuspunkt und Filter exportiert werden. Auch Alles in Fokus Bilder und 3D Ansichten sind möglich.
    Zu Nokia’s Exportmöglichkeiten liegen uns noch keine Informationen vor. Falls du die App bereits ausprobiert hast, lass uns bitte wissen, ob einzelne, fokussierte Bilder, Alles in Fokus Bilder und/oder Colour Pop Bilder exportiert werden können!
  • Upload: Das Hochladen und Teilen von Bildern ist mit beiden Systemen einfach. Sowohl Nokia als auch Lytro bieten Webspace (Skydrive bzw. Lytro’s Bildserver) zum Hochladen, und Bilder können direkt in sozialen Netzwerken, oder als Textlink per Email, Instant Messaging etc. geteilt werden.

Bildvergleich 2

Nokia Refocus:

Lytro:

http://pictures.lytro.com/lexy/pictures/753257

Fazit

Lohnt sich die Anschaffung einer Lytro-Kamera, oder solltest du dir das Geld lieber sparen und einfach eine App installieren, die einen ähnlichen Effekt liefert? Wie immer hängt das von den persönlichen Prioritäten ab.
Für eine App bietet Nokia Refocus eine interessante (und kostenlose) Erweiterung der Funktionen deines Smartphones mit hochqualitativen Bildern aber dafür weniger Refokus-Effekt. Im Gegensatz dazu ist Lytro ein erstes Produkt einer völlig neuen Technologie, das speziell für guten Refokus-Effekt optimiert ist. Die Farben können in einigen Situationen blasser ausfallen, der globale Shutter ermöglicht aber das sofortige Einfangen von (mitunter schnell) bewegten Motiven. Dazu kommen weitere Optionen zur Auswertung und Anzeige (z.B. Perspectivänderung oder 3D).

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